Lange hatte ich die Asche meines Hundes einfach in einem
Plastikbehälter aufbewahrt. Ich wollte für Basil eine Urne anfertigen,
oder eine kaufen. Kaufen war mir dann doch zu teuer. Es gibt sehr
schöne, die jedoch über 200 Euro kosten. Das weiß ich, weil meine Tochter die Asche des zweiten Hundes haben wollte. Sie kaufte eine wirklich coole Urne für Chelsy. So viel Geld wollte ich nicht
ausgeben. Deshalb bastelte ich selbst eine, allerdings aus Metallfolie.
Das schaut lustig aus und passt zu ihm. Er war ein sehr lustiger Hund.
In manchen Filmen sieht man die Urne von Verstorbenen in der Wohnung stehen. Das kam mir etwas makaber vor. Sogar die Asche meines eigenen Hundes wollte ich anfangs nicht in meiner Nähe haben. Ich habe die "Urne" aus diesem Grund zuerst draußen aufgestellt. Das fand ich dann etwas unpassend und holte sie ins Haus. In der Zwischenzeit habe ich mich daran gewöhnt. Trotzdem kam mir die Aufbewahrung von menschlicher Asche in der Wohnung, irgendwie gruselig vor. Das hat mich zeitweise sehr beschäftigt. Jetzt tritt der Fall ein, direkt damit konfrontiert zu werden. Als habe mich eine unbekannte Macht schon lange in diese Richtung drängen wollen.
Menschen die sich als Skepiker/innen sehen, versuchen sich einzureden, paranormale Ereignisse wären nichts weiter als Selbsttäuschung, oder gar Betrug. Sie verlangen Beweise, während sie selbst gar nichts beweisen können. Vor allem "der Zufall" hat es ihnen angetan, weil ja bekanntlich nicht sein kann, was nicht sein darf. Ich hingegen bin aufgrund meiner eigenen - durchaus kritischen - Beobachtungen der Meinung, dass Zufälle immer intelligent sind. Das unterstellt nicht, sie müssten uns etwas sagen wollen. Das glaube ich gar nicht. Aber ich denke sie geschehen unterbewusst und sie lassen sich in einem gewissen Ausmaß von uns unterbewusst steuern.
Ist es "Zufall", oder "Notwendigkeit"?
Wir hatten schon seit Jahren Kontakt zur Frau von K, aber davor vergingen bereits mehrere Jahre, wo wir auch mit ihr nichts zu tun hatten. Wir kannten sie nicht. Ihn selbst lernte ich nicht kennen, weil er sehr weit weg wohnte und einen Hund hatte. Ich hatte nämlich auch einen Hund, zeitweise sogar zwei. Ein Besuch wäre mit den Tieren ziemlich anstrengend gewesen, weil der eine Hund ziemlich lästig war, wenn er auf einen anderen Hund traf. Der andere Hund reagierte panisch, wenn man mit ihm im Auto fuhr. An einen Besuch war daher nicht zu denken. K war nicht bereit sein Haus zu verlassen. Er lebte sehr zurückgezogen gemeinsam mit seiner Frau, die jedoch immer wieder nach Wien kam. Meine Hunde starben, aber ich mochte trotzdem nicht so weit auf Besuch fahren. Ich wollte K aber doch gerne kennen lernen.
Oft dachte ich an K - unbekannter Weise - weil über ihn gesprochen wurde, oder weil seine Frau uns besuchte. Die Idee, seine Frau würde ohne ihn schwer zurecht kommen, begleitete mich dabei ständig. Darüber sprach ich auch mit anderen. Immer hatte ich das Gefühl, er werde in absehbarer Zeit sterben. Der Mann hatte zwar Probleme mit seinem Bewegungsapparat, ansonsten war er vermutlich jedoch nicht kränker als andere Menschen in seinem Alter.
Irgendwann kam ich plötzlich auf die Idee, doch zu den Beiden auf Besuch zu fahren. Was wir dann auch machten. Er war mir sympathisch.
Das war das einzige Mal, dass ich ihm begegnete.
Einige Zeit später - ich weiß nicht wie lange danach - brach er überraschend bewusstlos zusammen. Zuerst hielt man es für einen Gehirntumor, aber es war ein eitriges Abszess. Wenige Wochen danach starb er daran. Sein plötzlicher Tod war sicher nicht für andere vorhersehbar gewesen.
War es Zufall, dass ich ihn kurz vor seinem plötzlichen Tod besucht habe? Es war sozusagen die letzte Chance ihn kennen zu lernen.
Wieso beschäftigte mich immer wieder der Gedanke, der Mann würde bald sterben? Ich kannte ihn gar nicht und niemand hielt meine Idee für überzeugend. Niemand konnte wissen, dass es so schnell gehen würde.
Ich glaube unterbewusst wissen wir alles, aber sehr oft wollen wir nichts von all dem was wir wissen, etwas wissen.
Derzeit konzentriere ich mich auf K. Werde ich ihn erreichen können? Noch weiß ich es nicht, aber ich werde weiter dran bleiben. Vielleicht schaffe ich es ja auch. Heute Nacht habe ich ständig an ihn gedacht. Deshalb konnte ich überhaupt nicht schlafen. Das war die stärkste Konzentration bisher. Passiert ist jedoch nichts.
Es wird kein Begräbnis geben, nur eine Trauerfeier zu Hause. Weil er eingeäschert wurde, oder wird und weil seine Frau die Urne mit nach Hause nimmt.
Ich werde dabei sein.